Die Welt des Südtiroler Apfelanbaus
In Südtirol wird in kleinen Familienbetrieben und bei idealen klimatischen Bedingungen Apfelanbau betrieben. 10 Prozent der europäischen Apfelernte stammen aus Südtirol. Viele verschiedene Sorten, die in Südtirol wachsen, werden auch an Endkonsumentinnen und Endkonsumenten in die Nachbarsländer wie Deutschland geliefert. Erfahren Sie auf dieser Seite Wissenswertes über den genossenschaftlichen Anbau, den Schutz der Pflanzen und das langjährige Nachhaltigkeitsengagement der Südtiroler Apfelwirtschaft.
Apfel-Fakten
SÜDTIROLER FAMILIENBETRIEBE
Südtiroler Familienbetriebe: In kleinen Strukturen über Generationen
Die Südtiroler Apfelwirtschaft besteht aus kleinstrukturierten und genossenschaftlich organisierten Obstbauern. Die überwiegende Mehrheit der über 7.000 Betriebe in Südtirol sind Familienbetriebe, die teilweise seit vielen Generationen Äpfel anbauen.
Landschaft
Südtirols Landschaft ist ein klein strukturiertes Flächenmosaik, bestehend aus Obstanlagen, Weingütern, Wäldern, Wiesen und Almen. Südtirols Obstbau umfasst 18.500 ha. Nur 2,5 % der Landesfläche werden für den Obstbau genutzt.
Genossenschaften
90 % der Äpfel werden über Genossenschaften vermarktet: Sie gehören den Bauern, wobei jeder Bauer das gleiche Stimmrecht hat, egal wie groß seine Apfelwiesen oder sein Bauernhof sind.
Apfelbauern
Viele der 7.000 Apfelbauern haben mehrere Standbeine: sie bewirtschaften Apfelwiesen, bauen Wein oder anderes Obst und Gemüse an und vermieten Ferienwohnungen auf dem Bauernhof.
Gesamtfläche
Ein Drittel der Betriebe bewirtschaftet jeweils eine Gesamtfläche, die etwa so groß ist wie ein Fußballfeld. Als Familienbetriebe denken Apfelbauern in Generationen, nicht in Quartalszahlen.
Vorbildmodell
Für die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist der kleinstrukturierte und genossenschaftlich organisierte Südtiroler Apfelanbau ein Vorbildmodell und dieser wurde 2014 von der UN dafür ausgezeichnet.
AGRIOS
AGRIOS: Garantiert und naturnah aus Überzeugung
Mit der Arbeitsgruppe für den Integrierten Obstanbau (AGRIOS) entwickelte die Südtiroler Apfelwirtschaft bereits 1988 eine eigene nachhaltige Anbauform. Diese stellt einen Mittelweg zwischen dem Bio-Anbau und dem in Südtirol nicht mehr praktizierten konventionellen Apfelanbau dar.
Pflanzenschutzmittel
Die AGRIOS-Richtlinien werden jährlich überarbeitet und zielen darauf ab, die natürliche Widerstandskraft der Bäume zu fördern und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum zu reduzieren.
Agrios
AGRIOS begleitet den kompletten Weg des Apfels: Von der Erstellung der Anlagen, über den Apfelanbau, die Ernte und die Lagerung, bis hin zur Vermarktung. Jeder Schritt wird jährlich mehrfach von unabhängigen Kontrollstellen kontrolliert.
Abdriftmindernde Sprühtechnik
Abdriftmindernde Sprühtechnik ist seit vielen Jahren im AGRIOS-Programm verpflichtend, und wurde in Südtirol 2019 auch gesetzlich verankert. Zudem gibt es Rahmenvereinbarungen zur guten Nachbarschaft zwischen integriert und biologisch wirtschaftenden Bauernfamilien.
Rückstandhöchstmengen
Maximal 50 % der gesetzlich zugelassenen Rückstandshöchstmengen sind nach AGRIOS zulässig. Diese Limitierung um die Hälfte wird rigoros kontrolliert und eingehalten.
INTEGRIERTER APFELANBAU
Integrierter Apfelanbau (AGRIOS): Weit unter den zulässigen Rückstandshöchstmengen
Im Südtiroler Obstbau werden ausschließlich Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die behördlich zugelassen sind. Bei der Zulassung werden nicht nur die Dosierung, sondern auch Zeitintervalle, Sicherheitsabstände und andere Anwendungsregeln festgelegt. Die Sicherheit dieser Regeln hat der Europäische Gerichtshof 2019 bestätigt.
Sicherheit für Konsumenten
Die EU legt für jeden Wirkstoff – biologische und chemisch-synthetische Wirkstoffe – maximal zulässige Rückstandwerte fest. Diese Werte garantieren die Sicherheit für Konsumenten und dass jedes Obst und Gemüse unbedenklich genießbar ist. In Südtirol werden diese Grenzwerte deutlich unterschritten.net.
Gesetzlich zugelassene Rückstandshöchstmengen
Etwa 90 % der Apfelbauern arbeiten nach den Maßstäben der Integrierten Produktion bzw. der AGRIOS. Die AGRIOS erlaubt maximal 50 % der gesetzlich zugelassenen Rückstandshöchstmengen.
Südtiroler Apfelbauern
Die Südtiroler Apfelbauern verzichten im integrierten Apfelanbau zudem auf viele Pflanzenschutzmittel freiwillig: Die AGRIOS verzichtet auf über 35 % der gesetzlich zugelassenen Wirkstoffe im Obstbau. Über 20 % der zugelassenen Wirkstoffe im AGRIOS-Programm sind auch in der biologischen Produktion zugelassen.
Monitoring
Jährliche Monitorings zeigen, dass 97,7 % der Südtiroler Äpfel nicht einmal ein Drittel der erlaubten Rückstandshöchstmengen erreichen. 100 % der Südtiroler Äpfel sind im gesetzlichen Rahmen. Die Einhaltung wird jährlich bei hunderten Analysen überprüft.
SUSTAINAPPLE
sustainapple: Unser Zukunftsprogramm
Das Drei-mal-Drei der Nachhaltigkeit: Mit sustain apple hat die Südtiroler Apfelwirtschaft eine Strategie entwickelt, mit der sie sich langfristig und konsequent der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Das Grundverständnis der Natur als Partnerin ist seit Jahrzehnten im Handeln der Südtiroler fest verankert. Als Fahrplan für die Zukunft ist sustain apple die logische Weiterführung einer Entwicklung hin zu einer immer nachhaltigeren Obstwirtschaft in Südtirol.
Drei Zielbilder
Für diese drei Aktionsbereiche wurden jeweils drei Zielbilder entwickelt: „Südtiroler Apfel als weltweites Erfolgsmodell“, „Wir ernähren die Menschen gesund“ und „Die Natur als Partnerin“
Organisationen
Alle in der Südtiroler Apfelwirtschaft tätigen Organisationen beteiligen sich an dem Gemeinschaftsprojekt: Obstbauern, Genossenschaften, Forschungseinrichtungen und die Politik. Es wird professionell durch Prof. Alfred Strigl begleitet.
Maßnahmenpakete
3 x 3 = 10Aus den 9 Zielbildern leiten sich 10 konkrete Maßnahmenpakete ab. Diese werden bis 2030 von der Südtiroler Apfelwirtschaft umgesetzt.
Klimaneutralität
Beispiele für Maßnahmen in sustainapple: Klimaneutralität der Südtiroler Apfelwirtschaft bis 2030, Weiterentwicklung des Genossenschaftssystems, Pioniergruppen unter den Bauern für die Bereiche Boden, Wasser, Biodiversität und Pflanzenschutz.
Sustainable Development Goals
Basis der Zielsetzungen sind die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen.
IDEEN UND INNOVATIONEN
Schutz der Pflanzen: Eine Vielzahl von Ideen und Innovationen
Bereits seit Generationen ist der Apfelanbau ein fester Bestandteil Südtirols. Über diese Zeit hat sich einiges verändert: Dank des tief verwurzelten Anspruchs, höchste Qualität und den Schutz der Umwelt zu vereinen, erfindet sich die Südtiroler Apfelwirtschaft immer wieder neu.
Verwirrung des Apfelwicklers
Verwirrung des Apfelwicklers: Durch den Einsatz eines Duftstoffs, der dem Lockstoff des Schädlings nachempfunden ist, wird es dem Männchen unmöglich gemacht, die Weibchen zu finden. Eine Vermehrung wird so vermieden, ganz ohne den Einsatz von Insektiziden. „Tierische“ Schädlingsbekämpfer kommen immer häufiger zum Einsatz: So können die Larven der Schlupfwespe, die gezielt eingesetzt werden, die Eier der gefährlichen Baumwanze zerstören.
Modernste Gerätetechnik
Mit Hilfe modernster Gerätetechnik wird Abdrift beim Sprühen auf ein Minimum reduziert. Abdriftarme Injektordüsen sind im Südtiroler Obstbau seit Jahren Standard und seit 2020 verpflichtend. Die seit kurzem gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, Sprühgeräte von einer anerkannten Prüfstelle überprüfen zu lassen, ist in Südtirol schon seit 20 Jahren etabliert.
Schutz vor Witterung
Schutz vor Witterung: Frostberegnung und Hagelnetze helfen, den Ernte-Ertrag nicht nur im laufenden, sondern auch in den folgenden Jahren zu sichern.
Intelligente Sensoren
Intelligente Sensoren und digitale Infrastruktur unterstützen die Bauern und ermöglichen eine bedarfsorientierte Bewässerung.
EUROPAS BIO-APFEL
Europas Bio-Äpfel: Made in Südtirol
Südtirol ist der größte Bio-Apfel-Lieferant der EU. Etwa ein Viertel der in Europa produzierten Bio-Äpfel stammt aus Südtirol. 13,5 Prozent der Obstbaufläche werden in Südtirol biologisch bewirtschaftet.
Bio-Anbau
Immer mehr Betriebe stellen auf Bio-Anbau um. Von 2017 bis 2020 hat die biologisch bewirtschaftete Apfelanbaufläche um 29 % zugenommen.
Pflanzenschutzmittel
Auch Bio-Bauern müssen ihre Pflanzen schützen. Bei den im Bio-Obstbau eingesetzten Pflanzenschutzmitteln handelt es sich um für den Bio-Anbau zugelassene Produkte. Anstelle von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und synthetischen Düngern kommen nur Mittel auf Basis von Naturstoffen und organische Düngerzum Einsatz.
Nachfrage bestimmt Angebot
Die Nachfrage bestimmt das Angebot: Je mehr Konsumenten Bio-Äpfel kaufen, desto mehr werden die Bauern diese Anbauweise wählen. Bio- Anbau mit Zwang ohne entsprechende Nachfrage am Markt kann nicht funktionieren.
Gute Nachbarschaft
Gute Nachbarschaft: Integrierter und biologischer Apfelanbau harmonieren nebeneinander. In einem Abkommen wurde vereinbart, dass Bauern neben biologisch bewirtschaftetem Grünland oder Äckern abdriftarme Technik einsetzen und persönliche Absprachen mit den benachbarten Biobauern einhalten.
APFELANBAU
Apfelanbau: Förderung der Artenvielfalt
Apfelwiesen bieten den Lebensraum für Tausende Lebewesen und sind daher wichtige Ökosysteme. Sowohl im integrierten wie im biologischen Apfelanbau tragen klare Richtlinien zur Artenvielfalt bei. Bienen sind die unersetzlichen Helfer im Apfelanbau. Ihnen widmen die Bauern besonderes Augenmerk.
Bodenlebewesen
Auf einem einzigen Quadratmeter Obstwiese (integriert bewirtschaftet) leben mehr als 4.000 Bodenlebewesen (zum Vergleich: auf einem Acker sind es 1.000).
Bienendichte
Bienen aus über 22.000 Stöcken bestäuben die Apfelbäume. Die Bienendichte ist in Obstgebieten damit doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt.
Artenvielfalt
Die besondere Beschaffenheit der Obstwiesenmit Bewässerungsteichen, Gräser- und Blumenarten in den Fahrgassen sowie Strukturelementen wie Mauern unterstützt diese Artenvielfalt.
GESUNDE BÖDEN
Gesunde Böden: Für die kommenden Generationen
Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Boden ist für die Bauernfamilien elementar. Denn sie wollen, dass ihre Wiesen auch von den kommenden Generationen noch bewirtschaftet werden können.
Artenvielfalt
AGRIOS fordert von den Bauern, die Bodenstruktur und ein vielfältiges Bodenleben zu erhalten und so die Artenvielfalt an Kräutern und Gräsern zu fördern. Die chemische Bodenentseuchung ist im integrierten Obstbau nicht zugelassen.
Südtiroler Kulturböden
Wissenschaftler des Zentrums für angewandte Forschung EURAC und der Universität Innsbruck haben die Südtiroler Kulturböden untersucht: Eine Obstwiese beherbergt bis zu 50 verschiedene Pflanzenarten, so viele wie eine Mähwiese, und über 4.000 Bodentiere je Quadratmeter. Eine derartige Vielfalt ist nur auf gesunden Böden möglich.
Bedarfsgerechte Düngung
Die AGRIOS-Richtlinien regeln eine bedarfsgerechte Düngung: Für jedes angemeldete Grundstück ist eine Bodenanalyse vorzulegen, die nicht älter als fünf Jahre sein darf. Mit dieser Bodenanalyse kann der Bauer seine Düngung genau auf die Bedürfnisse der Wiese abstimmen.
KONZEPT
Ein innovatives Konzept im Einklang mit der Natur
Das Konzept des Pflanzenschutzes geht bei AGRIOS und BIO weit über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hinaus. Nach der Pflanzenschutzpyramide werden zunächst natürliche Methoden angewendet, um die Pflanzengesundheit zu sichern, ehe Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.
Der Pflanzenschutz gliedert sich in vier Bereiche:
Stufe 1: Indirekter Pflanzenschutz
Förderung von Nützlingen, Anbau resistenter Sorten, Bodenbearbeitung uvm.
Stufe 2: Monitoring
Die Gesundheit der Pflanzen wird ständig untersucht und erst, wenn sich ein Schädlingsbefall zeigt, werden weitere Maßnahmen ergriffen.
Stufe 3: Kuraktiver Pflanzenschutz
Natürliche Gegenspieler von Schädlingen und Krankheiten werden angesiedelt, Einsatz von Pheromonen, die Schädlinge verwirren, biologische Pflanzenschutzmittel.
Stufe 4: Direkter Pflanzenschutz
Erst wenn alle anderen Maßnahmen keinen Erfolg gezeigt haben, werden chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ausgebracht.
PFLANZENSCHUTZ
Pflanzenschutz im Apfelanbau: Von vielen Faktoren abhängig
Nachhaltiger Apfelanbau hängt viel mit den Launen der Natur und des Wetters zusammen. Gerade die Witterung nimmt Einfluss auf die Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten. Daher variieren Schutzmaßnahmen, Anzahl und Intensität von Behandlungen von Jahr zu Jahr, aber auch von Region zu Region.
Klimatische Bedingungen
Die klimatischen Bedingungen in verschiedenen Teilen Europas unterscheiden sich. Daher gibt es auch unterschiedliche Anforderungen an den Pflanzenschutz.
Drei Zonen
Die EU wird für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in drei Zonen eingeteilt:
Zone A – Norden
Zone B – Mitte (u.a. Deutschland)
Zone C – Süden (u.a. Italien)
Dies, da nicht überall die selben Witterungsbedingungen herrschen und verschiedene Schädlinge und Krankheiten auftreten können.
Pflanzenschutzmittel
Pflanzenschutzmittel werden in einem EU-Land nur dann zugelassen, wenn es dort schädlingsbedingt einen tatsächlichen Bedarf gibt. Daher sind in Deutschland andere Mittel zugelassen als in Italien.
Schädlinge und Krankheiten
Pflanzenschutzmittel müssen Schädlinge und Krankheiten wirksam bekämpfen, ohne die Kulturpflanzen zu beeinträchtigen. Und sie dürfen bei sachgemäßer Anwendung keine negativen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt haben.
Apfel-News
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Weitere Links
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